Während mein trüber Blick durch den Raum wandert, registriere ich das Chaos, welches mich wie so oft umgibt. Meine ca. 20 Quadratmeter kleine Bude sieht aus wie ein Flohmarkt. Nirgendwo Platz für einen Schrank, weil die Decke zu niedrig ist, was darin resultiert, daß quasi alles was ich besitze, irgendwo 'rumliegt. Auf Tischen, auf dem Boden und auf den mehr oder weniger zerschlagenen Möbeln. Ich habe gelernt, mich hier zurechtzufinden, aber viel zu oft -wie heute- kotzt es mich an. Ich lasse den Kopf wieder auf das Kopfkissen sinken.
Kopfschmerzen!
Träge schäle ich mich aus dem Bett. Es sind Kleinigkeiten, an denen man merkt, daß man langsam alt wird - zum Beispiel daran, daß man Morgens ohne Ständer aufwacht! Scheiß drauf, kann sowieso nix damit anfangen.
Seit Jahren wache ich alleine auf.
Seit Jahren gehe ich alleine ins Bett.
Naja genug Trübsal, ich beschließe erst mal duschen zu gehen. Seitdem Don O'Malley tot ist, tobt die Schlacht auf den Straßen, jeder versucht sein Stück vom Kuchen zu vergrößern. Ich nehme an, daß ich demnächst einen Anruf bekommen werde, schließlich habe ich in der Vergangenheit schon erfolgreich für die Mafia gearbeitet.
Wie immer kommt der Anruf viel zu früh. Ich bin gerade dabei mir unter der Dusche einen runter zu holen als dieses gottverdammte Telekom anfängt zu klingeln.
Habt ihr da draußen schon mal versucht das Klingeln eines Telekom's zu ignorieren wenn man gerade mit was anderem beschäftigt ist? Ja?
Na dann wißt ihr ja das es nicht klappt.
Ich steige also ziemlich frustriert aus meiner Dusche und hämmere auf das Telekom ein, bis sich das Bild von Bogdan "THE MAN" Ivanovitch aufbaut.
Er macht einen einigermaßen überraschten Gesichtsausdruck als er mich sieht, für einen Elfen bin ich eine recht imposante Erscheinung und fängt dann schallend an zu lachen.
O.K. ein Elf gebaut wie ein schmächtiger Ork, triefnaß, nackt wie sein Straßendoc ihn schuf, mit nem' halb erigierten Penis ist vielleicht doch keine so imposante Erscheinung, vielleicht sogar eine ziemlich lächerliche Erscheinung, aber doch noch lange kein Grund vor lachen vom Stuhl zu kippen.
Ich beschloß ihn später dafür umzubringen, diesen kleinen miesen Scheißer von einem Schweinefickendenhurrensohnvonirgendjemandesarsch.
Er schaffte es irgend wie sich zu beruhigen und wieder vor das Terminal zu hieven, bevor ich einen mittelgroßen Wutanfall bekam. "Hey Warlock, komm heute mal in meinem Club vorbei, ich habe Arbeit für dich." Sagte er und brach wieder in schallendes Gelächter aus. Ich schätze dies wird einer von den Tagen die man besser mit ner' netten, verständnisvollen Brünetten im Bett verbringt.
Aber leider wachsen die in Seattle nicht auf Bäumen. Also füge ich mich in mein Schicksal, schlüpfe in meine Klamotten und mache mich auf den Weg zu Bogdan's Club, einem der besten Bordelle in Tacoma.
Meinen Hobel parke ich einen halben Block entfernt in einer Seitenstraße. Nicht ohne den dort versammelten Jugendstraftätern die Wirkungsweise meiner Alarmanlage mittels einer ortsansässigen Ratte zu demonstrieren, obwohl ich mir nicht sicher bin ob es Ratten gibt die so groß werden wie Mikrowellen?
Ich weiß, es wird die Punks nicht davon abbringen mein Motorrad zu klauen, aber vielleicht hält es sie solange zurück bis ich mein Gespräch mit Bogdan beendet habe, einen Versuch ist es allemal wert. Am Eingang werde ich schon erwartet.
Am liebsten würde ich diesen blöden Tortellinifressern das Grinsen aus ihren braungebrannten Gesichtern schlagen, aber das würde alles nur noch verschlimmern, also ertrage ich auch diese Demütigung mit stoischer Ruhe, so wie es mich mein Sensei gelehrt hat.
Moment mal, denkt ihr euch sicher jetzt, einen Sensei gibt es doch nur noch in Japan, einer von diesen Typen aus dem Trid: Uralt mit blöden Sprüchen die keiner versteht und noch weniger Leute hören wollen, aber trotzdem jederzeit bereit die Scheiße aus einem raus zu prügeln wenn man so dumm ist ihnen nicht genügend Respekt entgegen zu bringen.
Richtig, von genau so einem Typen rede ich und ja meiner lebte in Japan und ergo bin ich ebenfalls ein Japaner, oder sollte ich lieber sagen ich war ein Japaner und ja ich war auch ein vielversprechender Yakkuza. Bis ich vom Verantwortlichen die Gruppen-Arschloch-Karte zugesteckt bekam. Eines schönen Tages wachte ich mit höllischen Krämpfen auf. Am Anfang dachten die Ärzte noch es wäre eine Abwehrreaktion meines Körpers gegen die viele Cyberware die ich in meinen ach so jungen Körper hatte einbauen lassen.
Nach einigen Tagen war aber allen Beteiligten klar, daß dem nicht so war. Ich goblinisierte wie ihr Amerikaner sagen würdet, ein weitaus schöneres Wort als meine ehemaligen Landsleute dafür erfunden haben, und zwar wurde ich innerhalb der nächsten zwei Wochen zu einem Elfen. Ich habe mich damals jeden schmerzhaften Moment meines beschissenen Lebens gefragt, wann die Tür aufgehen würde und statt der hübschen Schwester einer meiner "Freunde" mit einer schallgedämpften Waffe herein kommen würde um meinem Leiden und meiner Schande ein Ende zu bereiten.
Und den Schalldämpfer nicht etwa um unerkannt wieder weg zu kommen. Sondern nur um die anderen wirklich Kranken nicht zu stören.
Richtig, es kam niemand um mich zu erlösen, sonst würde ich euch hier nicht mit meiner Geschichte die Ohren vollsülzen. Es lag wahrscheinlich daran, daß sich niemand traute. Kurz vor dieser unangenehmen Sache hatte ich nämlich Hidiki Yamamoto auf den Thron des Oyabu der Oyabun gehoben. Ja ich weiß, ihr neunmalklugen Arschlöcher da draußen schreit euch jetzt die Seele aus dem Leib: Es gibt keinen Oyabun der Oyabun! Aber ich muß euch enttäuschen, es gibt ihn doch. Es ist niemand wie zum Beispiel der Capi di Capi der Mafia, sondern eher jemand der so unantastbar ist das er alle anderen dadurch kontrollieren kann, daß er eben nicht zu kontrollieren ist. Was glaubt ihr eigentlich wo ich das ganze Geld für meine Cyberware herhatte? Das scheiß Zeug war damals noch wesentlich teurer als es heute ist, mal ganz davon abgesehen das es heute viel leistungsfähigere Sachen gibt. Nun gut bevor ihr mir die Tür einrennt um zu Fragen was ich getan habe, sage ich es euch lieber direkt: Ich habe seine Tochter umgebracht.
Ein 17jähriges süßes Ding, daß leider von einem anderen Oyabun entführt worden war. Hidiki mein damaliger Oyabun kam zu dem Schluß, daß seine einzige noch lebende Blutsverwandte auch sein einziger Schwachpunkt ist. Auf diese Weise kam ich ins Spiel. Ein vielversprechender junger Yakkuza, der entbehrlich war, keiner rechnete damit das ich zurückkehren würde. Leider konnte ich die in mich gesteckten Erwartungen nur zu Teil erfüllen. Ich habe die Kleine erschossen, den gegnerischen Oyabun und einen Haufen von seinen Lakaien. Damit hatte ich ein deutliches Zeichen an alle Oyabun's gegeben: Mit Hidiki Yamamoto spielt man nicht, wenn man es nicht ernst meint. Nun ja, die ganze Scheiße war natürlich keinen Yen mehr Wert als ich zum Elf wurde, ich hätte der verschissene Superman sein können, es war egal geworden. Ich hatte meinen Daseinsberechtigungsschein gegen ein Paar spitze Ohren eingetauscht.
So stehen die Dinge nun mal, 3 Jahre später stehe ich also im Vorraum eines von der Mafia geführten Bordells, händige meine Viper einem drittklassigen Schläger aus und warte darauf, daß der große THE MAN mich empfängt.
Nicht das ich eine Waffe brauchen würde um mit diesem Abschaum fertig zu werden, ich kann es mir nur einfach nicht erlauben jeden umzubringen der mir blöd kommt. Früher war das anders, ich habe Leute erschossen, weil sie mir im Weg standen. Ganz nach meiner damaligen Einstellung. Mein Standartspruch für diese Gelegenheiten lautete in etwa: Hättest heute im Bett bleiben sollen, Chummer. So oder ähnlich.
Ich glaube es war so eine Art Selbstzerstörungskurs den ich damals eingeschlagen habe: Mein Bruder rettete mich, glaube ich. Er ist mit meiner und auch seiner Goblinisierung viel besser fertig geworden.
Als Decker war er sowieso immer etwas Weltfremd, ich glaube fast das es in der Matrix egal ist was für einer Rasse du angehörst.
Als wir hier in Seattle vor 3 Jahren ankamen hat es eine ganze Weile gedauert bis ich mich an die neuen Regeln hier gewöhnt hatte. Meinem Bruder erging es anders. Die Regeln in der Matrix sind auf der ganzen Welt gleich sagt er, anders als auf der Straße. Die Regel hier in Seattle ändern sich mit jedem Stadtteil, den du betrittst. Du mußt auf so viele Dinge achten, sonst bist du schneller tot als du "Drek" sagen kannst.
Im nachhinein betrachtet ist es unvorstellbar das ich die ersten Monate überlebt habe. Wo wir gerade von ersten Monaten sprechen, ich habe meine Bude am Anfang mit meinem Bruder geteilt, ihn aber nach 7 oder 8 Wochen rausgeschmissen. Ich war einfach nicht mehr in der Lage auf dem Sofa zu liegen, während mein Bruder im Nebenzimmer, in meinem Bett, jede Nacht eine andere Schnalle bumste. Ich habe nie herausgefunden was Frauen an Deckern so an- bzw. ausziehend finden.
Zurück zum Thema. Meine Gedanken machen sich schon mal selbständig und gehen auf Wanderschaft.
Ich wehre mich mehr schlecht als recht vor den Avancen der Damen des Hauses, vor allem die Troll-Domina scheint es auf mich abgesehen zu haben. Obwohl ich mir bei besten Willen nicht vorstellen kann warum, vielleicht sende ich ja irgendwelche Signale aus? Ich weiß es nicht und es interessiert mich im Grunde auch einen Scheiß was ich aussende. Mich interessiert nur warum man mich bei meiner Lieblingsbeschäftigung gestört hat. Genau deswegen bin ich hier. Ich beschließe, daß ich diesen schwachsinnigen nun genug Zeit gegeben habe mich anzumelden und mache mich auf den Weg zum Besprechungsraum. Zwei Cannelonie erwarten mich an der Tür und filzen mich erneut.
Blöde Scheißer, wenn ich hier jemanden umlegen wollte hätte ich es schon getan. Da würde eine zweite Durchsuchung in etwa soviel bringen wie ein zweiter Schwanz. Na ja, langsam wird mir klar, warum die Yakkuza und die Triaden sich hier so breit machen konnten.
Nachdem die zwei mit ihrem Gefummel fertig sind stoße ich die Tür auf und betrete die Höhle des Löwen. Bogdan erwartet mich mit einem seligen, zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Meine erste Reaktion ist unter dem Tisch nachzuschauen ob sich nicht zufällig eine der Damen des Hauses darunter befindet, aber Fehlanzeige.
Ich bin glaube ich durch meinen Bruder etwas vorbelastet was solche Situationen angeht.
"Es ist immer wieder erfrischend zu sehen wie schnell du meinem Ruf folgst Warlock", sprach's und steckte das Lächeln zurück in dieselbe Tasche aus der er es hervorgeholt hatte, als die Tür aufging. "Ich habe da eine kleine Aufgabe für dich."
"Na, dann laß mal hören großer Mann", antworte ich.
"Es gibt da zwei Idioten die glauben sie könnten mir ein Stück von meinem Gebiet streitig machen. Ich brauch jemanden der sich darum kümmert."
"Falsche Adresse Chummer, ich erledige keine Wetwork mehr", antwortete ich ihm und bin auch schon auf dem Weg nach draußen.
Und für sowas mach ich mir die Mühe hier raus zu fahren, ich fasse es einfach nicht.
"Setz dich wieder hin!", zischte er in einem bedrohlich leisen Tonfall.
Das war neu, er hat mir noch nie gedroht, aber in seiner Stimme liegen genug Drohungen, um die Atzies in heftige Kriegsvorbereitungen ausbrechen zu lassen.
Also spiele ich den Gehorsamen und zeige mich sichtlich beeindruckt, pflanze mich auf meine vier Buchstaben und spitze die Ohren.
Was mir nicht schwer fällt, weil sie sowieso schon spitz zulaufen.
"Ich habe dich nicht zum Spaß gerufen, ich weiß genau, daß du keine Wetwork annimmst. Die Sache ist nur leider todernst. Ich bin bereit dir für jeden von den Knallscharten 30k zu zahlen."
Das sah's, 60k für zwei Punks die Stunk machen ist ne' ganze Menge.
"Was haben die zwei denn nun genau angestellt, daß du keinen von deinen Kampfhunden darauf ansetzt? Die zwei vor der Tür hätten doch sicher Spaß an so etwas, oder irre ich mich da?"
"Nein, natürlich nicht, aber ich habe schon einige Jungs losgeschickt, aber ohne Erfolg."
Ohne Erfolg heißt soviel wie: sind nicht wieder aufgetaucht.
"Ich wäre dir echt dankbar, wenn du das für mich aus der Welt schaffen könntest."
Sehr interessant, er verlegt sich von drohen auf betteln.
"Ist ja gut, ich mache es, du hast mir aber immer noch nicht verraten was die Punks eigentlich getan haben?"
"Sie haben einen meiner Clubs angezündet, nachdem meine Jungs sie vor die Tür gesetzt haben. Die wollten doch tatsächlich Schutzgeld kassieren. Kann man sich das vorstellen?"
"Nein.Heiko H." gebe ich sichtlich sprachlos zu.
"Ich auch nicht, wenn es nicht so viele Tote gegeben hätte, wäre es beinahe lustig."
Dieser blöde Wichser, wenn es nicht seine Nutten gewesen wären die verbrannt sind, würde er wahrscheinlich immer noch lachen. Aber das ist nicht wichtig, wichtig ist nur, daß niemand so etwas ungestraft tun darf, schon gar nicht in meiner Gegend. Jetzt war es eine persönliche Sache geworden. Hätte er mir das vorher erzählt würde ich es sogar umsonst tun. Natürlich werde ich einen Drek tun und ihm das auf die Nase binden.
"Geht in Ordnung, ich erledige das für dich, danach schuldest du mir aber etwas, Omae."
"Kapische, hier ist ein Holo der Überwachungskamera, daß Geld bekommst du zu den üblichen Konditionen, wenn ich davon überzeugt bin das sie tot sind."
Er warf mir das Holo zu. Ich fing es im aufstehen und verließ den Club ohne einen Blick darauf zu werfen. Meine Cyberaugen hatten das Bild vergrößert und digitalisiert in meiner Headware abgelegt, noch bevor es Bogdan's Hand richtig verlassen hatte.
Mein Hobel stand noch da, wo ich ihn zurück gelassen hatte. Vielleicht war der Tag ja doch noch zu retten.
Es war nicht schwer den Aufenthaltsort der beiden Punks heraus zu finden. Es nahm nur ziemlich viel Zeit in Anspruch.
Ein Anruf bei meinem Bruder, ein einfaches Smart-soundso und schon konnte ich mich zurücklehnen und warten. Mein Bruder würde mich anrufen, sobald seine Programme etwas herausfanden.
Das ließ mir Zeit über die Situation nachzudenken. Es macht mir nichts aus mit Leuten wie Bogdan zu arbeiten, dieser rußische Emporkömmling, der behauptet, daß seine Vorfahren aus Sizilien stammen ist natürlich kein Vergleich mit Don Grigaldi, der die Geschäfte in diesem Stadtteil früher leitete. Aber leider, leider sterben die Besten immer viel zu früh.
Ich versuche den Trübsinn los zu werden indem ich das Bild der beiden Punks aus meinem Headware Memory aufrufe und in ein Fenster in meinen Zeiss-Cyberaugen projiziere.
Keine gute Idee, wenn ich mir vorstelle wie viele Menschen gewöhnlich zur "Hauptstoßzeit" in diesem Club gewesen sein könnten, dann wird mir ganz schlecht.
Ich schaltete das Trid an, es sollte sich doch heraus finden lassen wie viele es genau gewesen waren. Nach 15 min. gebe ich es auf.
Fehlanzeige, keine einzige Nachricht. Auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt wie es gerade um die Reputation der Mafia steht, wollen sie sowas bestimmt nicht an die große Glocke hängen.
OK. Zurück zum Thema: Die beiden sehen irgend wie chinesisch oder auch koreanisch aus, was heißen könnte, daß sie entweder zu den Triaden oder den Seoulpa-Ringen gehören. Ich muß gestehen die Alternative mit den Ringen gefällt mir besser.
Die Triaden sind für ihre massive und unberechenbare Magie bekannt.
Na ja, in dieser Hinsicht bin ich Pessimist.
Die beiden sehen nicht unbedingt vercybert aus, was die Wahrscheinlichkeit, daß zumindest einer von ihnen Magier ist um einige Prozentpunkte erhöht.
Zu meinem Leidwesen in die falsche Richtung.
Das Telekom reißt mich aus meinen Überlegungen. Das beschissene Grinsen das zum Gesicht meines Bruders leider dazugehört, teilt mir in knappen Worten mit: "Valden Flowers, Zimmer 740, bis demnächst Arschgesicht."
Sagte ich schon wie sehr ich meinen Bruder liebe?
Nicht? Gut, dann wird das auch niemals geschehen.
Valden Flowers, so so, der Ort ist nicht schlecht. Früher mal ne' echt gute Gegend, nur wußte vor 15 Jahren noch niemand, daß dort bald eine Papierfabrik entstehen sollte. Der Geruch ist schrecklich, ich könnte da nicht wohnen. Nicht auf Dauer jedenfalls. Genau das müssen all die anderen armen Schweine sich ebenfalls gedacht haben. So wurde die Gegend zusehends leerer. Mittlerweile stehen dort 70% der Häuser "offiziell" leer. Der perfekte Ort um einige Zeit ungesehen unterzutauchen. Wenigstens brauche ich mir in der Gegend keine Angst um meine Aurora zu machen.
Nachdem ich meine Ausrüstung zusammen habe mache ich mich auf den Weg.
Die Interstate dürfte um die Uhrzeit zu sein (19.23.59 pm), also nehme ich den Umweg durch die Häuserblocks und hoffe, das ich keinen der aktuellen Gangkriege vergessen habe.
Mein Hobel ist nämlich frisch lackiert.
Nach etwa 40 min. parke ich meinen Hobel in einer Seitenstraße, anderthalb Blocks weit weg vom Valden Flowers.
Ich liebe Amerika wegen dieser Seitenstraßen. Man kann von einer überfüllten Hauptstraße in eine Seitenstraße einbiegen und betritt eine vollkommen andere Welt, voller Schatten und dunkler Versprechen. Ich werde nie kapieren warum die Cops nicht einfach durch die Gegend fahren und in jede Seitenstraße wahllos einen Schuß setzen, sie müßten doch eigentlich jedesmal einen Shadowrunner treffen?
Beim Verlassen der Seitengasse frage ich mich ob meine Alarmanlage ausreichen wird um die Ratte davon abzuhalten mein Motorrad zu fressen? Ich glaube die könnte mein Hinterrad locker mit einem Bissen verschlingen.
Darum muß ich mir allerdings erst später Gedanken machen, schließlich habe ich jetzt erstmal andere Sorgen. Außer einigen Orkgangern scheint niemand diese Straße für sich zu beanspruchen. Ich mache einen auf betont unterwürfig, um den Jungs zu signalisieren, daß ich keine Gefahr für sie darstelle.
Es war ziemlich schwierig für mich herauszufinden wie die Körpersprache hier in Amerika funktioniert. In Japan ist das einfacher. Schaust du jemanden offen ins Gesicht, ist das gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung. Es hätte den gleichen Effekt als würdest du ihm ins Gesicht spucken. Hier ist alles ganz anders.
Diesmal scheine ich es richtig gemacht zu haben. Sie lassen mich in Ruhe als ich an ihnen vorbei komme. Nur die üblichen gegrunzten Vermutungen über die Paarungsgewohnheiten meiner Eltern.
Noch etwas was ich mir in Amerika abgewöhnen mußte, es scheint hier üblich zu sein die Eltern zu beleidigen. Ich habe bestimmt ein Dutzend Typen umgebracht die zur Begrüßung über meine Eltern hergezogen sind, bevor mir klar wurde das es hier üblich ist. Ihr Amis seit schon ein komischer Haufen.
Ich betrete die Lobby und gehe zielstrebig auf die Aufzüge zu. Der Zwerg hinter der Theke macht sich nichtmal die Mühe aufzusehen. Noch eine Sache die ich an Amerika schätze: Verglaste Hotelfronten. Man kann die Lobby von draußen überblicken und sieht wo man hin muß. In Japan mußt du dich in der Lobby erst mal orientieren wo was ist, also fällst du jedem sofort dadurch auf, daß du dich nicht auskennst, was bedeutet du hast hier im Grunde nichts zu suchen, wenn nicht die Rezeption. In Japan würdest du nicht mal dazu kommen den Rufknopf für den Aufzug zu betätigen.
Der Aufzug macht sich auf den Weg in den 7.Stock.
Nachdem ich mich davon überzeugt habe, daß keine Kamera im Aufzug ist, mache ich mich daran meine Ares Viper ein letztes mal zu überprüfen.
Die Viper ist meine Lieblingswaffe.
Eine Splitterpistole die äußerst klein und kompakt ist, dabei aber kein bißchen weniger furchteinflößend ist. Das Magazin fast serienmäßig 30 Schuß und die Waffe kommt mit einem eingebauten Schalldämpfer daher und läßt sich zwischen Einzelschuß, bzw. Salvenmodus verstellen. Mein Baby hat ein paar entscheidende Veränderungen hinter sich. Es wurde umgebaut, für hülsenlose Geschosse, was die Munitionskapazität um 20% erhöht, zur Aufnahme von "normalen" Geschossen, normalerweise nimmt sie nur Flechette-Geschoße, eine Sartgun-Verbindung der zweiten Generation wurde ebenso wie ein Gunlock-System mit DNA-Erkennung und gekoppelter Sprengladung in den, extra an meine Handflächen angepaßten, Griffschalen eingebaut.
Ich verwende Dikot beschichtete Kugeln, höhere Durchschlagskraft, panzerbrechende Wirkung und was noch hinzu kommt, sollten mich die Cops mit der Muni erwischen, falle ich nicht wie mit APDS-Muni unter das Kriegswaffen-Kontroll-Gesetz, sondern komme mit einer Geldstrafe für unerlaubten Waffenbesitz davon. Während die Idioten die mit APDS-Muni rumlaufen für 10-20 Jahre in das nächste Staatsgefängnis wandern.
Der Fahrstuhl öffnet sich im 7.Stock und meine Viper verschwindet in ihrem Tarnhalfter an meinem Rücken.
Ich nehme mir einen Augenblick um die Lage zu sondieren.
Lage des Treppenhauses, der Fenster, der einzelnen Zimmer, die Plastikpflanzen, einfach alles was wichtig werden könnte, falls etwas schief geht.
Zimmer 740 liegt etwa 15m vom nächsten Treppenhaus entfernt, ich nehme an, daß sie die Zwischentür zu einem der angrenzenden Räume geöffnet haben, egal ob mit oder ohne Einverständnis des Zwerges unten. Die Frage ist nur: Welche?
Verdammt? Ich gehe einfach mal davon aus, daß beide Rechtshänder sind. Ergo werden sie Unterbewußt die Tür zur rechten, ihrer Dominierenden Hand geöffnet haben. Wenn nicht, shit happens.
Ein letzter Blick den Flur rauf und runter.
Ich komme mir auf einmal vor, wie in einem ganz billigen Tridstreifen, und ich bekomme dieses Gefühl, daß einem sagt: Fehler, ganz großer Fehler, gehen sie nicht über Los, ziehen sie nicht 2000 Nuyen ein.
Ich beschließe es zu ignorieren um die Sache so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.
Das Türschloß ist kein Problem. 13,7sek. später halte ich meine Viper in der rechten und schließe die Tür genau so leise wie beim öffnen.
Das bernsteinfarbene Zielkreuz meiner Smartgun-Verbindung wird auf meine künstliche Retina projiziert und wandert durch den Raum, in synchroner Weise zu meiner Viper.
Rechts von mir, 5m entfernt ist das Bad, fröhliches Plätschern verrät mir, daß es besetzt ist. Die Zwischentür, ebenfalls rechts, ist offen, von dort ist ein ersticktes Wimmern zu hören und das rhythmische Klatschen von Fleisch auf Fleisch. Sieht beinahe danach aus, als hätten meine beiden Helden des heutigen Tages beschlossen eine kleine Party zu feiern, mit einer Gesellschaft die nicht ganz freiwillig hier zu sein scheint. Wie mir ein Schmerzensschrei aus dem Nachbarzimmer verrät.
Mein emotionales Bewußtsein übernimmt ab jetzt die Denkarbeit und beschließt spontan, daß ich diese Art von Parties noch nie mochte.
Über meine Smartgun-Verbindung entsichere ich meine Waffe und setze eine Salve in die Badezimmertür.
Grober Fehler wie sich herausstellt.
In dem Moment in dem meine Kugeln die Tür durchschlagen, bricht der dritte Weltkrieg aus.
Als ich wieder rational Denken kann, stelle ich fest, daß ich auf dem Boden liege und unter Plastikholzsplittern begraben bin und sich gerade drei Typen in schwarzen Strampelanzügen an Seilen zum Fenster reinschwingen. Mein Körper wechselt in Kampfmodus. Wo ich eben noch lag, schlagen jede Menge Kugeln ein. Ich stelle auf Einzelschuß um und jage dem rechten Hampel eine Kugel ins Hirn. Da die anderen beiden das nächste mal besser zielen werden, beschließe ich sie nicht dazu kommen zu lassen und zünde den in meine Cyberaugen eingebauten Einmal-Flashpack. Der Blitz der die armen Schweine blendet müßte noch drüben in Everett zu sehen sein. Das Problem ist das ich auch eine Zeit lang ohne meine Augen auskommen muß. Aber kein Problem. Auf dem Weg nach draußen aktiviere ich meinen Reflexbooster und das Kampfprogramm, das ich mit meinem Bruder zusammen geschrieben habe, bei weitem nicht so gut wie ein taktischer Computer vom Militär, aber auch nicht schlecht.
Mein Richtungsdetektor sagt mir, daß sich auf dem Flur, hinter mir, eine weitere Türe öffnet. Die herablassende Stimme meines Bruders teilt mir mit, daß die Wahrscheinlichkeit, das es sich dabei um Verstärkung für die Strampelmänner handelt bei 76% liegt.
Egal, solange ich nichts sehe, werde ich erst mal laufen. Auch ohne Augen schaffe ich es bis zur Treppe.
Meine Sicht klärt sich ungefähr auf der dritten Etage. Zu meinem Leidwesen erreichen jetzt auch meine Verfolger das Treppenhaus. Das nächste was ich spüre ist eine warme Hand die mich hochhebt und gegen die nächst beste Wand klatscht, an der ich dann runterrutsche.
Ich mache mir eine mentale Notiz, mal mit dem verantwortlichen Erfinder für tragbare, halbautomatische Granatwerfer zu reden, schließlich sind das Militärwaffen, die Dinger haben scheiße nochmal nichts auf der Straße zu suchen.
OK, Treppe scheidet also für den Rest des Weges nach unten aus. Ich werfe mich gegen die nächste Tür, und siehe da ich hatte recht: 3.Stock.
Ein schneller Sprint und schon fliege ich wieder durch die Gegend.
Ich sollte bei nächsten mal eine Flug-Zulage aushandeln.
Drei Etagen tiefer lande ich in einer Abfall übersäten Gasse und rolle mich ab, um dem Aufprall die Wucht zu nehmen.
Keine Sekunde zu früh, wie sich heraus stellt.
Mein Ziel-Lande-Platz wird von einem Japaner mit MP und Katana auf dem Rücken unter Feuer genommen.
Verdammt, bis hierher hätte es auch eine Sache von irgendeiner Spezialeinheit sein können denen ich leider in die Schußbahn gelaufen bin, aber der Junge sieht mir dann doch etwas zu sehr nach Yakkuza aus. Sowas läßt sich aber leicht feststellen.
Während ich aus der Rolle hochkomme, fährt aus meiner in den Unterarm eingebauten Scheide eine ca. 23cm lange Carbon beschichtete Titanklinge aus, welche angetrieben von meiner zusätzlich eingebauten Muskelverstärkung, seine ziemlich dürftige Verteidigung meiner Schläge, durchschneidet wie eine Monofilamentschnur.
Unter seiner Panzerung kommt eine Yakkuza-Tätowierung zum Vorschein die mir nur allzu gut bekannt ist.
Mich dünkt ich bin Verkauft worden. Einfach toll, ich bin echt glücklich das ich heute nicht vom Auto überfahren wurde.
Ich greife mir sein Katana und renne zum Eingang der Gasse. Ich mache mich gerade bereit den Block im Hasengalopp bis zu meinem Hobel runter zu rennen, als wie aus dem nichts drei schwarze Motorräder auf der Straße materialisieren.
Super, das wird ja immer besser. Jetzt auch noch ein Magier, was kommt als nächstes? Fucking Superman?
Zum Glück ist es nicht einfach von einem Motorrad aus auf ein sich bewegendes Ziel zu schießen. Ich habe es ausprobiert.
Das bewahrt mich wahrscheinlich davor, daß ich hier als Schweizer Käse ende. Ich renne im zick-zack auf sie zu und lasse dabei meine Pistole im Halfter verschwinden.
Sie fahren in einer spitzen V-Formation auf mich zu. Ich beschließe spontan, daß ich den Typen links hinten am wenigsten mag und ramme ihm das Katana in die Seite, als sie an mir vorberbrausen, was mir faßt den Arm ausreißt.
Er ist genau so überrascht wie tot, als er auf dem Asphalt aufschlägt.
Während die anderen beiden wenden, richte ich das Motorrad von Nummer 3 wieder auf und mache das ich wegkomme.
Ich versuche mich auf dem Motorrad so klein wie möglich zu machen, schließlich hat der Magier lange nichts mehr von sich hören lassen.
Wenn ich wählen dürfte würde ich sagen das der Junge der gerade das Katana verdaut der Magier war, aber das würde ja bedeuten, daß ich heute auch mal Glück habe. Ha, völlig unmöglich. Das wäre echt der Brüller des Tages.
Ein kurzer Blick in die nächste Querstraße bestätigt das, was ich vermutet habe.
Meine zwei Spielgefährten bekommen Unterstützung von drei weiteren Jungs. Die Stimme meines Bruders Informiert mich, daß die Wahrscheinlichkeit, mich von einem anderen Motorrad aus zu treffen bei weniger als 16% liegt. Sehr beruhigend.
Das hält sie aber nicht davon ab es doch zu versuchen, wie die Schreie, die quietschenden Reifen, die zersplitternden Scheiben und das metallische Kreischen von Metall auf Metall mir sehr deutlich vor Augen oder besser vor Ohren führt.
Ich muß von dieser verfluchten Straße runter bevor die Jungs wegen mir ein Massaker anrichten!
Eine Möglichkeit liegt gleich um die Ecke, in Form einer alten Konservenfabrik die nur noch zwei Blocks von meinem derzeitigen Standpunkt aus entfernt ist. Ein Orientierungssystem ist ne' feine Erfindung. Ein paar halsbrecherische Fahrmanöver später, liegt 300m vor mir das Tor der Konservenfabrik.
Natürlich geschlossen, was sonst. OK, schließlich arbeitet hier seit über 4 Jahren niemand mehr, aber trotzdem hätte doch irgend jemand heute mal das verfluchte Tor aufmachen können, oder nicht?
Verzweifelte Situationen schreien nach verzweifelten Maßnahmen, also beschleunige ich noch mehr und rase weiter zielstrebig auf das Tor zu.
Mein Bruder labert mir weiterhin die Ohren mit irgendwelchen Wahrscheinlichkeiten zu. Ich schalte das Programm ab, als er beginnt die Höhe der Überlebenswarscheinlichkeit, bei einem Frontalaufprall bei gleichbleibender Geschwindigkeit, zu berechnen.
Noch 100m, noch 80m, noch 60m, ich bringe meine Füße mit einem kleinen "Hüpfer" auf den Sitz des Motorrades, was bei knapp 70km/h gar nicht so einfach ist und versuche heraus zu finden, wann ich springen sollte um über das Tor zu kommen. Physik? Alles bullshit, Augen zu und ....
Die Landung gestaltet sich etwas schwieriger als ich mir das vorgestellt habe.
Eigentlich habe ich gar nicht so weit in die Zukunft geplant.
Humpelnd versuche ich mich zu orientieren, ich dürfte ein wenig Zeit gewonnen haben, da nicht anzunehmen ist das die Yak's den gleichen Weg nehmen wie ich.
Zwischen einigen Containern mit Metallabfällen errichte ich ein kurzes Zwischenlager. Eine Bestandsaufnahme zeigt an, das ich noch über 33 Kugeln verfüge, das sollte sich doch ändern lassen.
Mein Körper sieht allerdings nicht gut aus, gar nicht gut. Das Problem mit einem Paineditor ist, daß man leider überhaupt keinen Schmerz mehr fühlt, man kämpft einfach solange weiter bis man tod umfällt. Die Schürfwunden sind nur oberflächlich, meine im Blut enthaltene Thrombozyten Fabriken sind schon vollauf damit beschäftigt genug zu produzieren um die Blutungen zu stoppen. Allerdings sieht es so aus als hätten mich doch einige der Reisfresser erwischt, zumindest hat meine Jacke zwei Einschußlöcher die vorher noch nicht da waren, ich sollte also in nächster Zeit etwas kürzer treten.
Nun aber zurück zu meinen ach so geliebten Landsleuten.
Sie würden nicht ewig draußen bleiben, ich glaube diesen Gefallen würden sie mir nicht tun. Sobald sie die Reste von meinem fahrbaren Untersatz (nein, das Motorrad ist nicht explodiert, ihr Trideo-geschädigten Vollidioten) vom Tor gekratzt haben, werden sie reinkommen um mich zu suchen.
Bis dahin sollte ich die Zeit nutzen.
Fünf gegen einen, nicht gerade die besten Verhältnisse die ich je hatte, aber man soll ja mit dem zufrieden sein was man kriegt.
Den Gefallen sich aufzuteilen werden sie mir bestimmt auch nicht tun.
Mein Glück hatte ich schließlich schon für den Magier ausgegeben.
Versuchen wir es halt mit der Fabrikationsanlage, besser als weiter hier zwischen dem Schrott Trübsal zu blasen.
Mit der Viper in der Hand über den Platz gerannt.
Ich werde doch nicht kurz vor meinem Abgang noch meine poetische Ader entdecken? Das wäre echt nicht fair, dann hätte ich mein Leben ja ganz anders gelebt.
Ich erreiche einen Seiteneingang als die Sushi-Schlürfer versuchen das Tor zu überklettern. Ich gebe zwei ungezielte Schüsse in Richtung Tor ab um ihnen noch mal die Möglichkeit zu geben über diese Idee nachzudenken. Treffe aber niemanden. 31 Kugeln.
Ich habe mich ins Bürogebäude geflüchtet, Affentittengeil, heute geht auch alles schief.
Jetzt kann ich nur noch hoffen, daß es einen Zugang zu den Hallen gibt, bzw. das ich ihn schnell genug finde, um mir einen guten Platz zu sichern. Meine Augenlampen erhellen die Dunkelheit soweit, daß mir klar wird: Dieses Gebäude ist die Liebeshöhle für mindestens ein Trollpärchen.
Meine Fresse, und da beschweren sich diese Trolle darüber, daß sie mit Klischees behaftet wären, also ich hätte gerne so ein Klischee!
Die nächste Tür verbirgt einen Haufen alter CO2-Feuerlöscher, na wunderbar, was soll ich mit einem Haufen alter...
Wie ich mir gedacht habe, sie trennen sich nicht. Sie betreten die Liebeshöhle in einer Perfekten 2-1-2 Formation, in alle Richtung mit überlappenden Schußfeldern, absichernd. Der Anführer, ein riesiger Brocken von einem Wahlfänger, sieht sich angewidert im Raum um, sagt aber kein Wort.
Sehr diszipliniert, sehr schlecht für mich.
Einer öffnet die nächste Tür, zwei sichern in den neuen Raum, zwei auf die anderen Türen, aber niemand die Tür durch die sie gekommen sind.
Sehr interessant, aber in meiner derzeitigen Lage nicht von Bedeutung.
Sie lassen vom Klo ab und wendeten sich der Tür mit den Feuerlöschern zu. Die gleiche Prozedur wie bei der ersten Tür, einer öffnet die Tür, zwei sichern in den Raum mit den Feuerlöschern.
Mit einer kleinen Ausnahme.
Auftritt: Warlock. 2 Salven in die Feuerlöscher und schon füllt sich der Raum mit CO2 und macht jede Sichtverstärkung unbrauchbar.
Ich verlasse mein schönes Versteck in der Zwischendecke nur ungern, aber jetzt ist es unten doch besser als hier oben.
Überlappende Schußfelder sind einen Dreck Wert, wenn man nicht sieht wohin oder worauf man eigentlich schießt.
Wie der Boogieman komme ich über sie, da sie nichts sehen, können sie auch nicht schießen. Sie könnten ja ihre Freunde treffen.
Ich habe diese Probleme natürlich nicht, egal wo ich hin schieße, wenn ich jemanden treffe ist es immer der richtige.
Und ich treffe, ich bin zwar genau so blind wie sie, aber durch meinen Richtungsdetektor habe ich wenigstens einen gewissen Anhaltspunkt.
8 Salven und eine Kugel später ist alles vorbei.
Meine Viper ist leer und das CO2 verdünnisiert sich durch die offene Tür.
Nicht ohne vorher noch einen hauchfeinen Film über meine Lungenbläschen zu ziehen.
Vier Schlitzaugen am Boden und keiner ist auch nur annähernd an mich rann gekommen.
Moment mal, Vier? Wo zum Teufel ist dieses dicke Wahlroß hin? Das gibt's doch nicht, die Sau ist getürmt.
Du wirst langsam alt Warlock, früher wäre dir das nicht passiert.
Zutiefst betrübt stecke ich meine leere Viper in den Halfter und mache mich auf den Weg nach draußen.
Nicht ohne mich vorher davon zu Überzeugen, daß er auch wirklich weg ist und nicht irgendwo im Hinterhalt lauert.
Mit einem der übriggebliebenen Motorräder fahre ich bis zu Bogdan's Club, es gibt da jemanden mit dem ich jetzt gerne eine Unterhaltung von Faust zu Gesicht führen würde.
Als ich dort ankomme, haben die Pasta Fetischisten auf einmal nichts eiligeres zu tun als mir aus dem Weg zu gehen, es gibt auch niemanden, der mich daran erinnern möchte, daß man sich gefälligst was Vernünftiges anzieht bevor man einen Puff besucht und nicht als käme man gerade vom Oktoberfest in Byrut oder wo das ist?
Mein Weg führt mich geradewegs in Bogdan's Büro.
Niemand versucht mich aufzuhalten, obwohl ich innerlich darum bete, meine Wut an einem dieser Spaghettilutscher auszulassen.
Vor seinem Büro nehme ich mir eine Sekunde Zeit um seine Tür aus den Angeln zu treten.
Eine von diesen Sicherheitstüren mit 10mm Stahlkern.
"Du Tortelini Rülpsender kleiner Schwanzlutscher hast mich verraten."
Er ist mehr als ein klein wenig schockiert mich zu sehen. Was mir eine ungeheure innere Befriedigung verschafft.
"Ähm, komm doch rein, wo du schon da bist." Stammelt er mit einem Blick auf die Sicherheitstür auf die er so stolz war.
"Gibt es da vielleicht etwas, um das du dein Gewissen erleichtern willst?" Flüstere ich ihm zu, so bedrohlich wie ich es gerade noch ohne Hustenanfall hinkriege, langsam sollte ich bei einem Arzt vorbei schauen.
"Na ja, was soll ich sagen, es sind schwere Zeiten und da tauchen diese Japse mit einem wirklich guten Angebot auf. Da sagt man doch nicht nein, oder?"
Das ganze kam mir schon wieder viel zu gefaßt vor, deshalb beuge ich mich über seinen Schreibtisch bis er gezwungen ist mit seiner Matschbirne nach hinten auszuweichen und funkle ihn dabei ein kleines bißchen mordlüstern an.
"Für wie viel?"
"Tja, Warlock weißt du, sie haben mir Übergabeort und Zeit einer größeren Waffenlieferung an die Tongs dafür gegeben, da konnte ich einfach nicht nein sagen, du weißt ja wie die Dinge gerade stehen."
Nun gut, wenigstens nicht unter Preis.
Langsam richte ich mich wieder auf und drehe mich in Richtung der Tür, als er noch hinzufügt: "Ich weiß gar nicht warum du so sauer bist, schließlich bist du noch am Leben."
Ich bezweifle, daß er den Anfang der Bewegung mitgekriegt hat, als er endlich reagiert ist der Cybersporn schon wieder in meinem Arm verschwunden, während er immer noch fassungslos auf seinen abgeschnittenen Pferdeschwanz glotzt, den er auf einmal in den Händen hält.
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